„UNSER LEBEN UND BLUT

FÜR DIE KÖNIGIN..."

 

 

 

 

Die Aufstellung des Regiments 1741/42

 

 

 

„Vitam nostram et sanguinem pro rege nostro consecramus" („Wir weihen unserem König unser Leben und unser Blut!") riefen die ungarischen Herren Maria Theresia am 11. September 1741 am Reichstag zu Preßburg zu. Und dann sollen sie begeistert ihre Prunksäbel zum Zeichen ihrer Wehrbereitschaft gezückt haben - hingerissen von der charmanten jugendlichen Königin, die in einer glü­henden Rede an die ritterliche Tapferkeit der ungarischen Nation appelliert hatte. Wenn auch diese Szene - später immer wieder in unzähligen Bildern verbreitet -nur eine von Pathos erfüllte und im Zeremoniell vorgesehene Geste war, führte sie doch dazu, daß der Reichstag einen Monat später den Beschluß faßte, die „allgemeine Insurrektion" (LXIII. Gesetz-Artikel vom Jahre 1741) zu verfügen, also „die Waffen zu ergreifen und in den Krieg zu ziehen", wie es die Verfassung vorschrieb.

 

Zu diesem Zeitpunkt war die Situation der Habsburgermonarchie tatsächlich eine äußerst bedrohliche. Die Notwendigkeit der „Insurrektion zur Verteidigung des Vaterlandes" - seit der Anerkennung der „Pragmatischen Sanktion" durch die ungarischen Stände im Jahre 1723 konnte man diesen Begriff nicht mehr auf das Königreich Ungarn allein beschränken - mehr als gegeben: Schlesien, die reich­ste Provinz des Hauses Habsburg, war an Preußen verlorengegangen, bayrisch französische Truppen hatten ganz Oberösterreich und weite Teile Böhmens besetzt, und Kurfürst Karl Albrecht von Bayern schickte sich an, sich zum König von Böhmen ausrufen zu lassen.

 

Neben der Aufstellung von ca. 21.000 „Mann zu Fuß" sollten „gemäß Gesetz-Artikel VIII. von 1715 alle Adeligen ...an der Insurrektion teilnehmen und zu den Waffen greifen ...und alle Gutsherren sich rasch, freudig und willig bereit erklären, von jeder Palatinal-Porta einen mit Waffen und allen nötigen Requi­siten ausgerüsteten Reiter so rasch als möglich beizustellen und ...bis zum Ende des bevorstehenden Militär-Jahres (das ist bis Ende Oktober) 1742 zu unterhal­ten."

 

Während ein Teil des Adels und der Komitate die Aushebung der Truppen nur schleppend betrieb, gehörte Fürst Paul Anton Esterhàzy (1711-1762) zu jenen, die sich sofort mit Eifer um die Aufstellung der entsprechenden Truppen bemüh­ten. Seinem Besitz entsprechend hatte er - gemeinsam mit seinen engsten Fami­lienangehörigen und adeligen Besitzern innerhalb seiner Herrschaften, die der Personal-Insurrektion unterworfen waren - über 400 Mann zu stellen.

 

Bereits im Frühjahr 1741 hatte Fürst Paul Anton, als der „Kommandierende General in dem Königreich Ungarn" („supremus armorum Regiorum in Hungaria praefectus") und spätere Palatin,Feldmarschall Graf Johann Pálffy, den Aufruf zur Bildung freiwilliger Aufgebote „das theure Vaterland gegen alle Gewaltthätigkeiten zu vertheidigen" erließ, 100 „berittene Insurgenten" gestellt. Diese wur­den zur Verstärkung des regulären Husarenregiments Ghilányi, wo der jüngere Bruder des Fürsten, Nikolaus Esterházy (1714-1790), im Range eines Obersten diente, auf den böhmischen Kriegsschauplatz entsendet.

 

Nun, im Spätherbst 1741, wurde ein eigenes Husarenregiment geschaffen, des­sen Inhaber der Fürst selbst - er hatte den Rang eines General-Feldwachtmeisters und war außerdem Oberst-Kämmerer des Königreiches Ungarn - werden sollte. Die „Capitulation" zur Aufstellung des Regimentes wurde am 15. Jänner 1742 von Maria Theresia unterzeichnet und durch den Hofkriegsrat bestätigt. „In An­sehen des Fürsten Person" sollte „dieses neue Regiment wenigstens 15 nachein­ander folgende Jahre lang aufrecht stehen und einer solchen Zeit nicht reducieret" werden. Es sollte im Ödenburger Komitat, dessen Obergespan der Fürst war, auf­gestellt werden, wobei die „Königlich Hungarische Hoff-Cantzley" durch das „General-Kriegs Commissariat" und die Komitatsbehörden das Nötige zu veran­lassen hatte. Das Regiment sollte in seiner - zunächst allerdings nicht ganz er­reichten - Endstärke 1000 Mann umfassen, welche in 10 Kompanien zu je 100 Mann eingeteilt werden sollten. Sie sollten „lauter dienstfähige, freywillige, beständig dienen wollende, gesunde, starke, mit keinem Leibs gebrächen behafte­ten, nicht unter 18 noch über 40 Jahr alte Leute" sein. Da es dem Fürsten ge­stattet war, die von seinen Herrschaften beizustellenden Portalisten bei seinem Regiment einzuteilen, ging die Rekrutierung rasch vonstatten. Schon Anfang De­zember 1741 hatte man über 500 Mann beisammen. Der Zulauf von „Dienstwilli­gen" zu den Husaren dürfte so groß gewesen sein, daß die gleichzeitige Werbung für die Infanterie auf Schwierigkeiten stieß. Jedenfalls meldete das Komitat Eisen­burg am 4. Dezember, daß die Aufstellung ihres Fußvolkes durch die Husaren­werbung des Fürsten Paul Anton Esterházy dermaßen schwer gemacht werde, daß es bisher nicht mehr als sechs assentierte Soldaten aufbringen konnte.

 

Als Stabsoffiziere und Kompaniekommandanten ließ der Fürst, der das Recht der Offiziersernennung für sein Regiment hatte, zum größten Teil langgediente und kriegserfahrene Offiziere aus den „alten" Husarenregimentern Baranyay, Splényi, Károlyi und Ghilányi anwerben. Da der Fürst jedem sogleich die nächst­höhere Rangstufe anbot, meldeten sich zahlreiche Herren. Ihr neuer Rang wurde mit Wirkung vom 1. November 1741 offiziell bestätigt, die Bezahlung und Ver­pflegung ab 1. Mai 1742 vom Ärar übernommen; bis dahin sollte der Fürst für ihren Unterhalt sorgen.

 

Junge Adelige aus dem Umkreis des Fürsten, wie Graf Michael Esterházy und Graf Thomas Perényi bekamen Stellen als Rittmeister bzw. Leutnant. Der noch sehr junge Graf Emmerich Esterházy wurde Kornett, machte aber in den nächsten beiden Jahren eine „Blitzkarriere" und wurde 1744 ebenfalls Rittmeister.

 

Jede Kompanie hatte über 90 Gemeine, vier Korporale und je einen Rittmei­ster, Leutnant, Kornett, Wachtmeister, Fourier und Trompeter; dazu je einen Satt­ler und einen Schmied. Später bekam jede Kompanie auch noch einen Feldscher als Sanitäter. Der Regimentsstab bestand aus dem Regimentsinhaber bzw. Oberst, einem Oberstleutnant und einem Obristwachtmeister, die jeweils auch eine Kom­panie führten, dann dem Quartiermeister, dem Auditor oder Sekretär, dem Regi­mentsadjutanten, einem Wagenmeister, einem Proviantmeister, einem Heerpau­ker und dem Profoß „mit seinen Leuten" (Steckenknechte und Henker). Weiters gehörten der Regimentskaplan und der Regiments-Chirurgus dem Stab an. Die monatlichen Kosten eines Husarenregiments betrugen für den Stab - einschließ­lich „Mund- und Pferdeportionen" - 539 fl. und für jede Kompanie mit 100 Mann 876 fl., sodaß man für ein komplettes Regiment mit 1.000 Mann ca. 9.300 fl. ver­anschlagen mußte.

 

Die Ausrüstung, „die erforderliche und gute Leibs-Montur, Feuer-und Seiten-Gewehr, Sättel und Zeug, Estandarten, Zelte und Proviant-Wägen, folglich mit allen Erfordernissen" hatte der Fürst auf seine Kosten zu stellen. Der Sold der Unteroffiziere und Mannschaften einschließlich der Futterkosten der Pferde wur­de vom Ärar bezahlt, wobei der Fürst für die Dauer der Insurrektion - also zu­nächst bis Herbst 1742 - die Kosten für die von ihm zu stellenden Portalisten dem Staatshaushalt refundieren mußte.

 

Das Regiment wurde ab den Wintermonaten 1741/42 im Raum um Eisenstadt aufgestellt und die im weiten Bereich der Esterházyschen Herrschaften angewor­benen Rekruten kamen hierher, größtenteils bereits mit Montur versehen und be­ritten. Die Pferde, die entsprechend der königlichen Capitulation „taugliche zwi­schen vier und sieben Jahr alt und zwischen 14 und 15 Fuß hohe Dienstpferde" sein mußten, wurden in den Esterházyschen Grundherrschaften aufgekauft, die meisten in den Herrschaften Frauenkirchen, Kaposvár, Tolna, Ozora, Levenz und Lendva, wobei die dortigen Bauern meist ein gutes Geschäft machten. Einquar­tiert wurden die nun entstehenden Kompanien in den Dörfern der Herrschaften Eisenstadt, Hornstein, Forchtenstein und Pöttsching. Während die meisten Kompanie Kommandanten in den Dörfern bei ihrer Truppe logierten, wohnte der Stab in Kleinhöflein - also nahe der fürstlichen Residenz.

 

An der Spitze desselben stand der eigentliche Regimentskommandant Obrist-Leutnant Abraham v. Handlay (Handlein), ein in den Husarenregimentern Nádasdy und Splényi altgedienter Offizier, der übrigens aus Forchtenau stammte und der Sohn des Fürstlichen Hauptbuchhalters Johann Georg v. Handlein war. Ebenfalls vom Regiment Splényi kamen der nunmehrige Obristwachtmeister Baron Michael Barkóczy de Szála und der Rittmeister Georg Roth, während Rittmeister Baron Emmerich Pongratz vorher Leutnant im Husarenregiment Károlyi gewesen war.

 

Die Husaren und ihre Pferde wurden in ihren Quartieren verpflegt und ver­sorgt, wofür die Fürstliche Finanzverwaltung für den Zeitraum vom November 1741 bis Mitte Juli 1742 einen Kostenaufwand von 104.763 fl. auswies.